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28. Jahrestagung 2024
KI und Recht prägen die 28. Arbeitstagung der WHV
In angenehmer, arbeitsamer Atmosphäre verlief die 28. Arbeitstagung der Wirtschaftsjuristischen Hochschulvereinigung (WHV) am 08.11.2024 in Frankfurt/Main. Die etwa 20 Vertreter von Hochschulen mit wirtschaftsrechtlichen Studiengängen zwischen Wismar im Norden und Winterthur in der Schweiz im Süden widmeten sich diesmal dem Thema KI und Recht.
Prof. Dr. Olaf Müller-Michaels, Dekan des gastgebenden Hochschulbereichs Wirtschaft & Recht (FOM) unterstrich in seinen Begrüßungsworten die Bedeutung des Themas KI für Hochschulen, in der Lehre genauso wie im Prüfungsbereich. Prof. Dr. Andreas Bücker, Hochschule Wismar, aus dem Sprecherrat der WHV, lobte, dass die 28. Arbeitstagung der WHV ein besonders in die Zukunft gerichtetes Thema aufgreife. Dafür dankte er insbesondere Prof. Dr. Wolfram Wirbelauer von der FOM, der die Organisation und Moderation der Tagung übernommen hatte.
Den Reigen der Fachvorträge eröffnete Prof. Dr.-Ing. Volker Engels vom Dortmunder Standort der FOM. Er berichtete unter dem Titel „Aktuelle Aspekte von Legal-Tech und KI für Berufsbilder mit juristischer Fachexpertise“ über die rasante Entwicklung von Legal Tech. Auch juristische Vorgänge und Beratungsdienstleistungen seien in großem Umfang automatisierbar. Die Verantwortung für und die Hoheit über Entscheidungen müsse aber stets bei den für einen Vorgang zuständigen Juristen bleiben. Bei KI bestehe keine hohe Einstiegshürde, die neue Technologie verändere den Markt dynamisch.
„KI in der juristischen Praxis einer Großkanzlei“ war Gegenstand des Vortrags von Henrik von Wehrs, Senior Legal Tech Manager EU bei A&O Shearman in Frankfurt. Die Kanzlei habe sich vom Grundsatz „No AI“ zu einer Kooperation mit Anbietern und der Entwicklung eigener Module weiterentwickelt. Die Automatisierung eröffne auch neue Geschäftsfelder, so beschäftigten Großkanzleien mittlerweile auch Software-Developper. Wirtschaftsjuristen seien wegen ihrer Schnittstellenkompetenzen sehr gefragt. Die Hochschulen sollten das in der Ausbildung berücksichtigen und etwa das Denken in Entscheidungsbäumen schulen, aber auch den Mut vermitteln, die neue Technik offen und neugierig zu erproben.
Benedikt Höck, Partner und Head of AI bei KPMG erläuterte, „Wie KI die Arbeitswelt der Zukunft prägt … und welche Chancen und Herausforderungen damit für Wirtschaftsjuristen verbunden sind“. Eindrucksvoll führte er vor, welches Niveau KI bereits erreicht hat. Sie sei nicht nur ein neues Tool, sondern eher ein neuer (virtueller) Mitarbeiter. Die Übernahme der automatisierten Tätigkeit durch KI schaffe für die Berufsträger Freiraum für deren Kerntätigkeit. Nicht übersehen werden dürfe, dass KI nicht das einzige Digitalisierungsinstrument sei. Wirtschaftsjuristen zeichne vor allem der multidisziplinäre Ansatz aus. In Zukunft gewinne die Methodenkompetenz noch mehr an Bedeutung.
Abschließend referierte Prof. Dr. Dr. Bernd Sagemann von der FOM, Frankfurt zu dem Thema „KI in Jahresabschluss und Prüfung - Prozessuale Einsatzmöglichkeiten im Kontext rechtlicher Regelwerke“. Ausführlich schilderte er die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI im Rahmen der Wirtschaftsprüfung. Dabei müsse allerdings der (menschliche) Prüfer stets die Letztentscheidung haben. Daher komme es darauf an, dass er die Prozesse verstehe. Das stelle eine große Herausforderung für die akademische Ausbildung dar. Ob KI zu einer Kosteneinsparung für den Mandanten führe, sei hingegen fraglich. Eher verbessere sich das Niveau der Prüfung.
Zu den Vorträgen ergaben sich zahlreiche Diskussionen. Deutlich wurde, in welch tiefgreifender Weise die KI auch das Recht und die juristische Tätigkeit beeinflusst. Dies werfe neben technischen, auch erhebliche ethische Fragen auf. Hinzu komme ein starker Einfluss auf die Lehre. Die WHV hat auf ihrer Mitgliederversammlung am selben Tag beschlossen, eine Arbeitsgruppe zum Thema KI und Recht einzusetzen, um das Thema weiter zu vertiefen.
Außerdem verabschiedete die WHV eine erneuerte Fassung der Gemeinsamen Standards wirtschaftsrechtlicher Bachelor-Studiengänge an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Der Text wurde behutsam an moderne Entwicklungen angepasst, etwa das Thema Legal Tech aufgegriffen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Stärke der wirtschaftsrechtlichen Studiengänge unverändert darin liegt, dass sie in Kleingruppen mit hohem Praxisbezug interdisziplinäres Wissen und Methodenkompetenz sowie Schlüsselqualifikationen vermitteln. Die Tagung hat eindrucksvoll vermittelt, dass diese Aspekte durch die zunehmende Durchdringung des juristischen Arbeitsalltags mit KI noch an Bedeutung gewinnen.

Die nächste Arbeitstagung der WHV wird im November 2025 in Heidelberg stattfinden.
27. Jahrestagung 2023
Die 27. Jahrestagung fand am 03.11.2023 an der Fachhochschule Südwestfalen in Hagen statt.
Neben den Entwicklungen rund um Profil, Struktur und Didaktik wirtschaftsrechtlicher Studienprogramme wurden Themen wie die Hochschullehre in digitalen Zeiten und Einzelfragen des MoPeG diskutiert.
Das vollständige Programm kann unter dem Punkt "Bisherige Tagungen" heruntergeladen werden.


